Türkiye’den Moğolistan’a yürüyüş – Trabzon, Tage 11–12
Türkiye’den Moğolistan’a yürüyüş ist mehr als nur ein sportliches Projekt. Es ist ein Abenteuer, das Menschen, Orte, Landschaften und spontane Begegnungen verbindet. In den Tagen 11 und 12 führt der Weg entlang der Küste von Trabzon über Yomra und Arsin bis nach Araklı. Zwei Etappen voller Eindrücke: vom Frühstück mit Freunden über zufällige Begegnungen mit Einheimischen bis hin zu Debatten über Tourismus und den Wandel der Region. Dazu kommen die kleinen, aber prägenden Erlebnisse am Straßenrand, die diese Reise so besonders machen.
Aufbruch in Trabzon: Ein Tag beginnt mit Menschen
Am Morgen von Tag 11 bricht Oğuz im Zentrum von Trabzon auf. Schon früh wird er angesprochen: „Merhaba hocam, wohin geht’s?“ – „Nach Rize“, antwortet er lachend, „aber ich brauche noch ein bis zwei Tage.“ Der Ton ist locker, die Stimmung heiter. Noch vor dem Start lädt ihn ein Freund zum Frühstück ein. Gemeinsam sitzen sie im Lokal, scherzen, und Oğuz erklärt seine Mission: „Türkiye’den Moğolistan’a yürüyorum.“ – Ich laufe von der Türkei bis nach Mongolei. Die Menschen um ihn herum reagieren begeistert, manche ungläubig. Doch die Reise hat längst ihren eigenen Rhythmus gefunden.
Schon auf den ersten Metern begegnen ihm Passanten, die ihn erkennen. Manche stoppen das Auto, nur um ihm die Hand zu schütteln oder ein paar aufmunternde Worte mitzugeben. Einer drückt ihm sogar eine kalte Dose Red Bull in die Hand. „Sen adamsın!“ – „Du bist der Mann!“ rufen sie, und Oğuz lacht. Solche Gesten sind klein, aber sie tragen ihn. „Tek ihtiyacım insanların samimiyeti“, sagt er später. „Alles, was ich brauche, ist die Menschlichkeit der Leute.“
Trabzon und die Gastfreundschaft
Im Laufe des Tages erlebt er, wie stark Gastfreundschaft in Trabzon verwurzelt ist. Frauen aus der Umgebung begrüßen ihn freundlich, manche laden ihn zum Essen ein, andere wollen ihm etwas schenken. Ein kurzer Halt in einem arabischen Restaurant zeigt, wie international Trabzon geworden ist. „Nur wir waren die einzigen Türken im Lokal“, bemerkt er schmunzelnd. Doch die Stimmung bleibt herzlich. Er spricht über die Stadt, über die freundliche Art der Menschen und die Wärme, mit der sie Fremden begegnen.
Ein Gespräch mit einer Einheimischen bringt es auf den Punkt: „Vedalar hep üzücüdür ama yolculuk da böyle bir şey.“ – „Abschiede sind immer traurig, aber Reisen sind nun mal so.“ Oğuz spürt in diesem Satz das, was viele auf seiner Route ausdrücken: Freude über das Treffen, Wehmut beim Abschied, und dennoch Verständnis, dass der Weg weitergehen muss.
Yomra: Moderne, Tourismus und Kritik
Hinter Trabzon erreicht er Yomra. Dort ragen Hochhäuser in den Himmel, viele davon im Besitz arabischer Investoren. Oğuz erzählt von Geschichten, die er gehört hat: von geschützten Wäldern, die nach Bränden verschwanden, und vom Bau luxuriöser Apartments für ausländische Käufer. In den Straßen sieht er Werbetafeln auf Arabisch, Hotels, die ausschließlich arabische Gäste ansprechen, und Wohnanlagen, die für Einheimische unzugänglich sind. „Yomra Arapların başkentiymiş“, sagt er – „Yomra soll die Hauptstadt der Araber geworden sein.“
Für die Menschen vor Ort ist das ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bringt der Tourismus Geld, andererseits verändert er die soziale Struktur. Oğuz reflektiert: „Für die Besucher aus den Wüstenregionen wirkt das hier wie ein Paradies – grüne Wälder, Wasserfälle, Regen. Und doch kostet eine Wohnung am Meer nur einen Bruchteil dessen, was in Istanbul oder Dubai bezahlt würde.“
Arsin: Ein Ort der Begegnungen
In Arsin nimmt die Reise eine besondere Wendung. Dort trifft Oğuz zufällig alte Bekannte aus seiner Kanuzeit. Er wird eingeladen, mit ihnen Fisch zu essen – Levrek Buğulama, Seebarsch aus dem Ofen. „Levrek sponsorum Kadir abi!“ ruft er lachend in die Kamera, dankbar für das unerwartete Mahl. Später verbringt er den Abend mit jungen Leuten, spielt mit ihnen Videospiele, redet und lacht. Eigentlich wollte er im Zelt schlafen, doch stattdessen findet er Unterkunft bei Freunden. „Es war, als hätte mich eine neue Familie aufgenommen“, erzählt er. „Ich konnte ausruhen, essen, schlafen – und am nächsten Tag frisch starten.“
Allein unterwegs: Warum Grenzen wichtig sind
Nicht jede Begegnung verläuft jedoch so positiv. Ein Follower aus den sozialen Medien reist Oğuz hinterher, ruft ihn dutzende Male an und taucht plötzlich vor seiner Unterkunft auf. Der Mann will mehrere Monate mitlaufen. Oğuz reagiert verärgert, aber auch nachdenklich. „Ben tek başıma çıkmışım bu yola“, sagt er. „Ich bin allein auf diesen Weg gestartet. Warum sollte ich monatelang mit jemandem laufen?“
Für ihn ist diese Wanderung eine persönliche Herausforderung – kein Gruppenprojekt. Die wiederholten Störungen zeigen ihm, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen. Gastfreundschaft ja, kurze gemeinsame Abschnitte ja, aber keine dauerhaften Begleiter. „Sonst verliere ich meinen Rhythmus, meine Freiheit, meinen Kopf.“
Die Küste zwischen Arsin und Araklı
Der zweite Tag beginnt mit Regen und feuchter Luft. Oğuz läuft durch Unterführungen, vorbei an fındık-Plantagen und kleinen Stränden. Abfall am Straßenrand ärgert ihn: „Man sieht den Mülleimer, aber manche werfen den Müll daneben.“ Trotzdem bleibt er optimistisch, trinkt Wasser, scherzt mit Passanten. Mehrmals wird er erneut mit Red Bull versorgt – so häufig, dass er selbstironisch von „Red-Bull-Werbung“ spricht.
In Araklı erreicht er schließlich das Tagesziel. „Eigentlich wollte ich schon gestern hier sein“, gibt er zu. Doch Verzögerungen gehören dazu. Unterwegs hat er viele Geschichten gesammelt, von spontanen Gesprächen bis zu Anekdoten über lokale Wirtschaft und Kultur. In Araklı trifft er auf Schilder nur in arabischer Sprache und auf Geschäfte, die sich vollständig an ausländische Gäste richten. Er kommentiert: „Full Arap – sogar die Werbung ist nicht mehr auf Türkisch.“
Santa Harabeleri und die Geschichte im Hinterland
Einmal erwähnt Oğuz die Santa Harabeleri, eine historische Siedlung im Hinterland. Auch wenn er sie diesmal nicht besucht, verweist er auf die Schönheit und die historische Bedeutung solcher Orte. Die Region Trabzon ist eben nicht nur Küste, sondern auch Bergwelt, alte Dörfer und kulturelle Vielfalt.
Schritt für Schritt Richtung Rize
Am Ende von Tag 12 spürt Oğuz die Nähe zur Provinzgrenze. „Rize ist nicht mehr weit“, sagt er. Die Vorfreude auf die kommenden Etappen ist spürbar. Jeder Kilometer bringt ihn näher an sein fernes Ziel: die Mongolei. Doch schon jetzt zeigt sich, dass der Weg selbst genauso wichtig ist wie das Ankommen. Die Begegnungen, Gespräche, die spontanen Red-Bull-Geschenke, das Abendessen mit Freunden – all das macht die Reise einzigartig.
Wichtige Zitate
„Tek ihtiyacım insanların samimiyeti.“
„Vedalar hep üzücüdür ama yolculuk da böyle bir şey.“
„Ben tek başıma çıkmışım bu yola, kimseyle aylarca yürümem.“
Mini-Fakten des Abschnitts
- Route: Trabzon → Yomra → Arsin → Araklı
- Terrain: Küstenpromenade, Bundesstraße, kurze Tunnel
- Motivationshilfe: Begegnungen, Einladungen, kurze Pausen
Wichtige Zitate
„Tek ihtiyacım insanların samimiyeti.“
„Vedalar hep üzücüdür ama yolculuk da böyle bir şey.“
„Ben tek başıma çıkmışım bu yola, kimseyle aylarca yürümem.“
Relevante Orte auf der Route
- Trabzon Meydan Parkı (Start in Trabzon)
- City Port Hotel Trabzon (Übernachtung)
- Trabzon Airport (TZX)
- Yomra Zentrum
- Arsin – Yeşilyalı Mahallesi
- Arsin Sahil Parkı
- Deniz Yıldızı Restaurant (Arsin)
- Araklı Zentrum
- Araklı – Yalıboyu Mah. (Yola Mola)
- Santa Harabeleri (Dumanlı Köyü)